Zur Kirschen-Blüte ins Eggenertal
Unzählige, weiße Blüten gleißen in der Morgensonne – Schlehenbüsche und Kirschbäume. Wir sind so fasziniert von diesem Schauspiel, dass wir darüber fast das Wandern vergessen! Während die Schlehen ihre ganze Pracht gerade fast auf einmal präsentieren, zieren sich manche Kirschbäume noch etwas und verteilen so die Zeit der Hochblüte auf frühe, und spätere Sorten. So zögern sie die Blütenpracht im Eggenertal dann auch auf gute 14 Tage hinaus. Zeit genug also, die diesjährige Kirschen-Blüte noch zu besuchen..!
Die Bandansage des „Blüten-Telefons“ (07635 – 8249649) verspricht ein derzeitiges „Explodieren der Natur„! Alle Frühjahrs-Blüher sollen rund um Nieder-, und Obereggenen bereits in voller Blüte stehen: Narzissen, Anemonen, Veilchen und Schlüsselblümchen, so wie unzählige Schlehen-Büsche. Und natürlich zeigen auch viele Kirschbäume bereits ihre weiße Pracht! Aber auch die unzähligen anderen Obstbäume, wie Zwetschgen, Mirabellen, Äpfel und Birnen stehen bereits kurz davor, ihre dicken Blütenknospen zu öffnen.
Wir haben uns über die Touristinfo in Schliengen eine Karte des Rundweges Eggenertal besorgt und parken unser Auto an der evangelischen Kirche in Niedereggenen. Von hier aus folgen wir dem großen Rundweg entgegen dem Uhrzeigersinn. (Achtung: Die aktuelle Karte zu diesem Rundweg ist derzeit leider nicht über den PDF-Download der Gemeinde zu erhalten! Der GPS-Track unserer heutigen Tour mit der Googlemap findet sich jedoch am Ende dieses Berichtes!)
Nachdem wir in Niedereggenen die Kreisstraße überquert haben, werden wir auf der anderen Seiten gleich von der ersten Wege-Markierung empfangen: Zwei stilisierte Kirschen auf weißem Grund führen uns ab jetzt sicher um die Ortsteile Nieder-, und Obereggenen, so wie den Weiler Schallsingen. Die insgesamt 13,3 Kilometer, mit 393 Höhenmeter (An-, und Abstieg) lassen sich übrigens ganz gemütlich in 4 bis 5 Stunden bewältigen. Diese Zeit ist jedoch sehr vom Interesse an der jeweiligen Obstblüte und den vielen Infotafeln unterwegs, abhängig: Claudia und ich benötigten dafür sogar über 6 Stunden, brachten dann aber auch über 330 Fotos(!) mit nach Hause!
Neben allen, die wie wir inzwischen die Nase voll haben, vom triesten Grau des Vorfrühlings, kommen hier natürlich alle Naturfotografen auf ihre Kosten: So können Claudia und ich dann auch fast nicht genug bekommen, von dieser weißen Blütenpracht! Und wir haben zudem auch noch das Glück des Tüchtigen – nämlich herrlichen Sonnenschein!
Bei diesem Licht ergeben sich Belichtungszeiten, die es mir sogar erlauben mit dem 100-400mm Tele frei aus der Hand zu fotografieren. So stehe ich dann irgendwann auch unter einem Kirschbaum in voller Blüte, und suche mir mit der Canon nur noch die schönsten Blütentrauben aus. Und alle Fotofreunde werden es vielleicht nachvollziehen können: Das ist nun schon fast schon wie das Kirschen-Pflücken, in Nachbar’s Garten..!
Schnell haben wir nach unserem Start die ersten Wiesen mit frühblühenden Kirschbäumen erreicht und legen dort dann auch unsere Rucksäcke ab, um in aller Ruhe fotografieren zu können. Dabei sind wir jedoch immer noch im allerersten Anstieg, ganz im Westen unserer Rundtour.
„So schaffen wir die dreizehn Kilometer heute bestimmt nicht mehr..!„, schmunzelt Claudia irgendwann, mit einem Seitenhieb auf die Zeit.
Darüber mache ich mir aber weniger Sorgen, vielmehr über die derzeit von Westen her, zunehmend dichter hereinziehenden Wolken. Blütenfotos wirken nämlich nur bei Sonnenlicht, schließlich sollen sie auf diese Weise ja den Frühling zum Ausdruck bringen.
Erst als meine erste Speicherkarte voll ist bemerke ich, wieviele Fotos ich von diesen Kirschenblüten gemacht habe. Ich wechsle kurz und dränge dann zum Aufbruck, die Sonne verbirgt sich da nämlich bereits hinter den ersten Wolken.
Kurz darauf erreichen wir etwas weiter oben eine Abzweigung, hinauf zum Naturdenkmal Hagschutz. Einem zuerst jungsteinzeitlichem, später dann keltischen Siedlungsgebiet. Ein schmaler Trampelpfad führt uns durch eine Wiese aufwärts, zum Gipfel des Hügels. Dort wird auf einer Tafel auf die bereits frühe, historische Bedeutung, des Hagschutz hingewiesen. Während ich noch lese, hat Claudia bereits ganz andere Interessen:
„Schau mal, der Blauen..!„, ruft sie laut und zeigt mit der Hand nach Osten. Und tatsächlich, da steht er vor uns, in seiner ganzen Pracht! Neben dem hohen Fernmeldeturm können wir auch das Blauenhaus, und etwas links dahinter, sogar den Aussichtsturm ganz deutlich ausmachen.
Ich schieße noch ein weiteres Foto, dann folgen wir dem Rundweg vollends um den Hügel herum. Auf seiner Rückseite liegen dann noch weitere, bereits in voller Blüte stehende Kirschbäume zu unseren Füßen. Und dazwischen immer wieder die herrlich weiß leuchtende Schlehenbüsche, so weit das Auge reicht.
Gott sei Dank sind wir Menschen so „konstruiert“, dass sich unser Auge auch an Außergewöhnlichem irgendwann satt sieht, sonst würden wir die ganze Runde heute nämlich wirklich nicht mehr schaffen. Aber wir werden auch anderweitig immer wieder abgelenkt, denn hier blühen im Augenblick auch viele Schlüsselblumen und sogar einige wilde Narzissen, die wir natürlich nicht „stehen“ lassen! (Aber „gepflückt“ wird natürlich nur mit der Kamera!)
Dann kommen wir zu einem Platz, an dem Waldameisen gerade ihren im Winter (wohl von Füchsen) halb ausgegrabenen Bau wieder herrichten. Und hier ist nun wirklich so richtig der Teufel los, denn unzählige Leiber wuseln wild durcheinander! Aber irgendwie wohl doch ein recht geordnetes Chaos..!
Dann folgen wir dem Pfad weiter und der Kreis unseres Rundganges um den Hagschutz schließt sich. So geht es dann wieder auf dem normalen Rundweg ums Eggenertal weiter. Anfangs hält sich der Weg immer noch etwas ansteigend nach Süden, dann Knickt er jedoch unvermittelt nach Osten ab.
Irgendwann macht mich Claudia auf das laute Summen von Bienen in den blühenden Kirschbaum-Kronen aufmerksam. Durch meinen Tinitus höre ich Geräusche auf dieser Frequenz immer etwas später, wie sie. Aber erst einmal darauf aufmerksam geworden, wirkt dieses Summen hier nun tatsächlich schon fast bedrohlich, was sich jedoch nur in der immensen Anzahl der Bienen begründet: Gleich hinter einer Holzbeuge steht nämlich eine ganze Reihe Bienenkästen. Die fleißigen Nektar-Sammler haben es also nicht weit, bis zu ihren „Arbeitsplätzen“!
Obwohl ich zum Fotografieren recht nahe an die Bienenkästen heran gehe, ignorieren sie mich völlig.
Dann ziehen wir weiter und folgen dem Rundweg nun nach Osten, immer genau auf den Hochblauen (1.164m) zu. Wunderschön und durchaus beeindruckend begrenzt er hier das Eggenertal zum Schwarzwald hin.
Nur noch ganze 5,5 Kilometer sind es noch bis zu seinem Gipfel , zeigt uns ein Wegweiser mit gelber Raute.
Etwas weiter weg und daher nur im pastell wirkenden Dunst der Ferne auszumachen, leuchtet der Grand Ballon (1.424m) aus den Vogesen zu uns herüber. Und wie unser Feldberg im Schwarzwald (1.493m), trägt auch er noch ein weißes Häubchen am Gipfel.
Inzwischen ist die Sonne endgültig hinter Wolken verschwunden und der Wind frischt deutlich auf. Claudia sieht nach oben und verzieht das Gesicht:
„Der bringt Regen..!„, meint sie kritisch.
Ich pflichte ihr bei, aber trotzdem können wir noch immer im T-Shirt wandern: Bei 21,5°C! Welch eine Wohltat, endlich mal wieder auf Fleece-Pullis und dicke Jacken verzichten zu können. Immer wieder passieren wir in diesem Abschnitt nun geschnittene Kopfweiden. Aus den geernteten, einjährigen Trieben werden hier also auch heute noch Korbwaren geflochten.
Dann schwenkt unser Weg aber wieder etwas zurück, nach Nordosten. Ein Blick in die Karte zeigt, wir werden nun über eine Straße zurückgeleitet, in Richtung der nördlichen Talseite. So passieren wir die Orte Obereggenen und Schallsingen jeweils im Osten und werden dann, entlang eines Waldrandes stetig aufwärts geführt. Das verleitet mich, zwei Dinge festzustellen: 1. Der Rundweg ist wirklich hervorragend beschildert, und 2., die Höhenmeter gehen einem ordentlich in die Beine!
„Du bisch halt nix meh‘ g’weeehnt..!“ stellt Claudia in ihrem besten Schwäbisch fest, und betont dabei das „ö“ ganz langezogen als „drei eee mit H“!
„Ja, ich liebe Dich auch..!„, grinse ich zurück – was in unserer Ehe stets als liebevolles „Götz v. Berlichingen“ gemeint ist!
Dann knickt der Weg wieder nach Westen, was uns zeigt, dass wir nun den entferntesten Punkt unserer Runde gerade passiert haben. Ab und zu macht inzwischen sogar die Sonne wieder Anstalten, doch wieder etwas heraus zu kommen. Aber leider immer nur für kurze Momente. Dabei ist der Himmel drüben im Elsass wolkenlos blau, wie wir von hier aus deutlich ausmachen können!
Hier, auf der Nordseite wechselt die Kulturlandschaft im Eggenertal nun deutlich: Waren drüben, auf der Südseite, noch überwiegend Obstbäume kultiviert, so wandern wir nun durch das Weinanbau-Gebiet der Gemeinde. Das ist auch keine wirkliche Überraschung, denn schließlich befinden wir uns hier in bester Markgräfler Weinlage! Und die einheimische Gastronomie hat dann auch gleich noch die besten Spargelgerichte parat: Und zwar frisch vom Acker, direkt auf den Tisch!
Inzwischen haben wir doch schon die ersten Regentropfen abbekommen und sputen uns nun, das Auto noch halbwegs trocken zu erreichen. Keiner hat Lust, jetzt auf den letzten Metern noch die Regenjacken aus dem Rucksack zu holen! Und auch das Licht zum Fotografieren ist inzwischen weg, so dass uns nichts mehr aufhält. Denn daran, nun in den herrlichen Trockenmauern des letzten Abschnittes, vielleicht noch Eidechsen fotografieren zu können, glauben wir nun auch nicht mehr. Schade, aber dafür wir erreichen das Auto doch tatsächlich noch trocken. Kaum losgefahren jedoch, muss ich dann die Scheibenwischer einschalten. So bleibt uns die Gewissheit, dass wir aus diesem Wandertag das Maximale für uns herausgeholt haben..!
Unser Fazit: Ein wirklich toller Wandertag in herrlicher Frühlingslandschaft!
Strecke: 13,3 kilometer, 393 Höhenmeter in An-, und Abstieg. Dauer: Je nach Lust, Kondition(!) und Laune, etwa 4 bis 6 Stunden!
Der Rundweg ist auch mit einem Kinderwagen machbar, aber dann sehr anstrengend! Ideal für Naturfotografen!