Vorfrühlings-Runde um den Kaiserstuhl
Als wir in Titisee-Neustadt starten ist der Himmel zwar wolkenlos blau, aber noch immer säumen hohe Schneeberge die Straßen links und rechts. Für Freiburg und den Hochrhein sind für heute aber sagenhafte 17°C vorhergesagt und das möchten wir gerne ausnutzen, um dem Frühling mal etwas entgegen zu gehen: Die traditionelle Krater-Umrundung am Kaiserstuhl steht auf unserem Wander-Plan..!
Schon im Höllental ist kaum noch Schnee zu sehen, aber je näher wir Freiburg kommen, umso düsterer wird es plötzlich. Eine große Nebelglocke liegt über der Stadt und das verheißt natürlich auch für die dahinter liegende Rheinebene nichts Gutes..!
Als die Sonne dann völlig im Dunst verschwindet fällt auch sofort das Außen-Thermometer wieder: nur noch 4,5°C stehen irgendwann auf der Anzeige – das hatten wir aber auch vorhin schon, oben im Hochschwarzwald!
„Hey..!„, entrüstet sich Claudia auch sofort belustigt, „Wo sind meine 17 Grad..?“
„Kommt noch..!„, schmunzle ich, voller Vertrauen in die Wetterfrösche.
Als wir Freiburg endlich in Richtung Kaiserstuhl verlassen, scheint die Suppe aber immer dichter zu werden und kurz hinter Bötzingen erinnert mich ein langsam fahrender Traktor – auf den ich im Nebel fast aufgefahren wäre – daran, dass wir hier auf dem Land sind..!
Während ich dann langsam hinter ihm her, hinauf zum Vogelsang-Pass zuckle, kommt mir plötzlich eine Idee und ich disponiere ganz spontan um.
„Was hast Du denn jetzt vor..?„, fragt Claudia dann auch völlig überrascht, als ich oben auf den Parkplatz einbiege. Eigentlich wollten wir nämlich in Vogtsburg am Friedhof parken und von dort aus dann unsere Krater-Umrundung starten.
Das Städtchen liegt aber am tiefsten Punkt unserer Runde und wird daher heute wohl auch am längsten im Nebel liegen. Der Vogelsang-Pass hingegen liegt deutlich höher und über uns wird es bereits auch merklich heller.
„Lass uns die Runde lieber hier beginnen..!„, schlage ich Claudia daher vor. „Mit etwas Glück haben wir vom Eichelspitzturm aus schon freie Sicht hinüber, zu den Vogesen..!“
Claudia ist sofort überzeugt von meinem Argument und so überqueren wir auch kurz darauf die Straße und beginnen unsere Kaiserstuhl-Runde nun eben am Vogelsang-Pass und gegen den Uhrzeigersinn.
Dass wir den Weg bereits gut kennen, hilft uns im dichten Nebel doch erheblich bei der Orientierung. So ziehen wir auch zügig hinauf, in Richtung Eichelspitze (520m).
Schade, der Weg bietet schon in diesem Bereich unter normalen Umständen wunderschöne Aussichten in den inneren Vulkankrater mit seinen geschwungenen Grashängen und den Ausläufern von Vogtsburg. Heute ist hingegen überhaupt nichts davon auszumachen und so konzentrieren wir uns dann auch völlig darauf, nur schnellstmöglich den Eichelspitzturm zu erreichen. Dabei wird uns trotz der feuchten Kälte (auch hier haben wir derzeit nur 5°C!) rasch warm. Und da es über uns nun zunehmend heller wird, dränge ich Claudia zur Eile: Ich möchte auf gar keinen Fall das Foto mit dem Blick über die geschlossene Nebeldecke verpassen, bevor sich dieser völlig auflöst!
Schnaufend erreichen wir den Turm und steigen zügig die Treppe zur Aussichtsplattform hinauf. Und oben angekommen, verschlägt es uns dann auch gleich noch den restlichen Atem: Über uns spannt sich nämlich ein wolkenloser, blauer Himmel und ein geschlossenes Wolken-(Nebel-)Meer bedeckt den gesamten Kaiserstuhl. Lediglich der Totenkopf (557m) mit dem Sendemast und dem Neunlindenturm, schauen links aus der „Suppe“ heraus – der südliche Kraterrand.
„Ist das schön..!„, keucht Claudia dann auch völlig begeistert, als sie wieder etwas Luft bekommt..! Unterdessen schieße ich Bild um Bild. Leider verbergen sich die Vogesen fast völlig im gleißenden Dunst der Ferne. Der Nebel ist inzwischen jedoch schon ziemlich in seiner Auflösung begriffen, denn die Märzen-Sonne hat ja bekanntlich eine unglaubliche Kraft. Nur der leichte Wind ist hier oben immer noch ziemlich frisch!
Wir steigen wieder ab und folgen dem Pfad nun erst mal abwärts, nach Norden. Bei den „Öhmdsmatten“ erreichen wir dann, vorbei an der sehr einladenden Robert-Meier-Hütte (Schutzhütte), wieder den eigentlichen Wanderweg. Dieser folgt hier den sogenannten Themenachsen des Kaiserstuhls. Dabei handelt es sich um ein wunderschönes, sowohl landschaftlich als auch sehr naturverbunden angelegtes Wanderwege-Netz.
In diesem Bereich bewegen wir uns sogar gerade gleichzeitig auf zwei dieser Themenpfaden, die sich hier überlagern: Dem Kaiserstuhlpfad, einem prämierten Qualitätswanderweg, und dem Neunlindenpfad.
Nach und nach beginnt sich der Nebel nun aufzulösen und immer häufiger schaut auch schon mal kurz die Sonne durch. Und immer dann, wenn wir diese Nebelgrenze berühren, sehen wir große Wolkenfetzen im Wind treiben – sehr beeindruckend!
Inzwischen haben wir am Balinger Eck eine weitere Straße überquert und die durchgehenden Grasmatten verlassen. Lichte Buchenwälder wechseln sich nun zunehmend mit Weideflächen ab, während wir in Richtung Katharinenkapelle ziehen. An manchen Büschen hängen sogar noch die Blätter des letzten Jahres.
Noch einmal steigt der Pfad nun kräftig an, dann erreichen wir die Katharinenkapelle und nehmen die Tische und Bänke, die hier stehen, sehr gerne für eine kurze Vesperpause an. Es gibt liebevoll belegte Brote von Claudia und heißen Tee aus der Thermoskanne. So schön kann das Wandern sein, und so preiswert!
Im Sommer hat links neben der Kapelle aber auch ein Kiosk geöffnet und bei klarer Sicht kann man von hier oben zudem eine tolle Aussicht genießen. Heute wird das aber leider, von dem gleißendem Nebel im Tal, verhindert.
Nur wenig später folgen wir dann wieder dem Weg, der hier nun steil (wirklich steil!) nach unten führt. Auch die Richtung hat inzwischen nach links gewechselt, denn wir ziehen bereits über den Nordrand des Kaiserstuhl-Kraters, nach Westen und befinden uns jetzt auf dem Katharinenpfad, einem weiteren Themenpfad.
Hier heißt es wirklich aufgepasst, vor allem bei Nässe: Die Pfade sind nämlich teilweise ausgesprochen steil und recht schmierig (Lehm!). Hier wünscht sich wohl jeder plötzlich Wanderstöcke, daher empfehlen wir Euch auch, sie auf dieser Tour unbedingt dabei zu haben!
Wir passieren noch einen kleinen, abwärts führenden Hohlweg, wie sie für den Kaiserstuhl so typisch sind und erreichen dann endlich die Jungviehweide und kurz darauf auch das, worauf wir schon die ganze Zeit gehofft haben: Vogelstrauße auf der Weide!
Genauer gesagt: Nandus, denn diese sind dem Kaiserstühler Klima besser angepasst!
Für das 250er Tele sind sie leider etwas zu weit weg, aber ein über die Weide abzweigender Wanderweg führt etwas näher an ihnen vorbei, so dass ich doch noch zu ganz passablen Bildern komme! Da das Licht mal wieder nur bedingt mitmacht, habe ich doch ziemlich viel Ausschuss, durch Bewegungsunschärfe. In der Hoffnung, dass ich unter der Masse doch ein paar Gute finde, halte ich mit dem Motor drauf..!
Heute hätte mir wohl auch das Stativ nicht viel geholfen, das ich extra außen am Rucksack mitführe.
Dann erinnere ich mich daran wie es war, als wir diese Nandus vor einigen Jahren zum ersten Mal auf der Weide angetroffen haben und muss schmunzeln: Claudia ging damals einige Meter voraus, zum Waldrand, während ich gerade noch irgend etwas fotografierte. Plötzlich kam sie zu mir zurück und fragte mich sehr ernst:
„Sag‘ mal, was hab‘ ich denn heute geraucht..?“ (Claudia ist Nichtraucherin!)
„Warum..?“, fragte ich belustigt zurück.
„Nun, ich sehe da vorne mehrere Vogelstrauße auf der Weide..!“
Der Fall hatte sich dann ja recht schnell aufgeklärt, aber lachen können wir auch heute noch darüber.
Kurz darauf hat uns dann auch schon der Nebel wieder eingefangen, kurz bevor wir noch eine weitere Straße überqueren.
Hier wird es nun wärmer..! Nein, ich meine damit nicht die augenblickliche Tagestemperatur, sondern vielmehr die geschützte Lage innerhalb des Kaiserstuhls. In diesem Bereich herrscht auch jetzt gerade absolute Windstille und Sonnenschein – der Unterschied ist unglaublich. Kein Wunder, dass hier so hervorragende Tropfen gedeihen..!
Und wir finden auch prompt die ersten typischen Frühlingsboten: Schneeglöckchen und blühende Gänseblümchen.
Inzwischen dreht unser Rundweg aber bereits immer weiter nach Süden und wir nähern uns langsam der Mondhalde.
„Ob wir wohl auch schon etwas von der Mandelblüte finden werden..?„, fragt Claudia optimistisch. Aber dazu ist es wohl doch noch etwas früh.
„Naiiii..!“, meint dazu ein freundlicher Weinbauer, den wir kurz darauf beim Rebenschneiden danach fragen. „Dess kann jetz‘ villicht ganz schnell gehe..!“
Und wir sehen dann auch schon die ersten Knospen an den Mandelbäumen. Gerade unterhalb der Mondhalde hat es besonders viele von ihnen.
Von der Mondhalde aus blicken wir auch noch einmal zurück nach Norden und sehen dort dicke Wolken über den Kraterrand fließen. Ein kurzes Telefonat mit dem Tourismusbüro in Endingen bestätigt dann auch: Dort ist schon den ganzen Tag alles nur Grau in Grau – da haben wir ja mal wieder richtig Glück gehabt..!
Wir machen am Pavillon noch einmal eine kurze Pause, danach ziehen wir zügig hinunter, in Richtung Schwimmbad. Bei guter Sicht kann man hier beim Abstieg immer wunderschön das Band des Rheins in der Abensonne glitzern sehen, heute aber leider ebenfalls nicht!
Östlich von Vogtsburg überqueren wir dann ein letztes Mal die Straße zum Vogelsang-Pass, bevor wir drüben gleich wieder steil hinauf geführt werden, in Richtung Totenkopf. Zuvor kommen wir in Vogtsburg aber noch an einem Vorgarten vorbei, in dem unzählige Schneeglöckchen blühen – wunderschön..!
Und ein weiteres Mal befinden wir uns hier nun auf einem neuen Themenpfad: Dem Bienenfresserpfad!
Inzwischen sind wir beide aber auch merklich stiller geworden, denn diese Kaiserstuhlumrundung hat es wirklich „in sich“ und fordert auch von uns Tribut: Durch das häufige Schneeschuh-Wandern im Winter haben wir etwas von unserer normalen (Wander-)Muskulatur verloren, da beim Gehen mit Schneeschuhen teilweise ganz andere Muskelgruppen belastet werden. Aber das wird sich nach ein paar kräftigen Muskelkatern ganz schnell wieder geben, wie wir wissen! (Und wie würde es wohl um unsere Muskulatur stehen, wenn wir im Winter gar nichts getan hätten..?)
Der Weg führt nun konsequent aufwärts und will dabei kein Ende nehmen. Aber ab und zu sehen wir den Sendeturm (Umsetzer) am Totenkopf zwischen den Bäumen hervorschauen und wissen, wenn wir an ihm vorbei kommen, dann ist es nur noch ein Katzensprung, hinüber zum Neunlindenturm.
Noch einmal führt unser Pfad durch einen Typischen Hohlweg mit hohen Lehmwänden, dann zieht sich ein schmaler Trampelpfad steil durch die Abendsonne aufwärts. Irgendwann stehen wir dann endlich vor der herbeigesehnten Abzweigung zum Neunlindenturm und keuchen noch die letzten Meter hinauf – Pause..!!!
Inzwischen geht bereits die Sonne unter und ich schieße nur noch ein paar letzte Fotos vom Turm. Dann noch ein letzter Schluck Tee, bevor wir vollends „hinunter-eiern“, in Richtung Vogelsang-Pass.
Dieses Stück des Abstieges ist nun noch einmal unglaublich steil und die Oberschenkel brennen bald bei jedem Schritt wie Feuer. Dann sehen wir endlich den Waldrand und dort den letzten Wegweiser. Noch eine kleine, gemütliche Fünfhundertmeterschleife, dann stehen wir endlich wieder vor unserem Auto. Wie sehr habe ich mich darauf gefreut..!
Unser Fazit: Eine traumhaft schöne Wanderung, rund um den Krater des Kaiserstuhls. Für Wanderer mit guter Grundkondition(!).
17,8 Kilometer, 712 Höhenmeter(!), Dauer: ca. 8 Std.