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Vorfrühling in den Rheinauen bei Wyhl

5 April 2013 3 Kommentare

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Wenn wir im Hochschwarzwald vom Winter genug haben, dann gibt es für uns eigentlich immer nur eine Richtung: Hinunter, zum Kaiserstuhl! Auf diese Weise können wir dem Frühling dann immer gute vier Wochen entgegen gehen, denn so groß ist dort etwa der Vegetationsvorsprung.

P1060345Der Winter im Hochschwarzwald ist toll! Hier haben wir von Dezember bis März immer richtig viel Schnee und können daher unserem Winter-Hobby, dem Schneeschuh-Laufen, so richtig fröhnen. Aber wenn sich dann Ostern nähert, bekommen auch wir langsam wieder Sehnsucht nach dem Frühling. Dann setzen wir uns einfach ins Auto und fahren ihm etwas entgegen, hinunter in die Rheinebene. Am Kaiserstuhl und in den Rheinauen bei Wyhl hat die Natur da schon gute vier Wochen Vorsprung und manchmal kommt man sich fast so vor, als ob man in ein Treibaus hinein kommen würde: Denn hier  grünt und blüht vieles schon!
IMG_0661Im Wald duftet es bereits überall nach Bärlauch und die Vögel tragen uns ein unglaubliches Konzert vor. Ja selbst der Specht hämmert schon unüberhörbar an der neuen Kinderstube herum!

Claudia steigt aus und streckt sich wohlig in der warmen Aprilsonne:
Ja..,“ strahlt sie zufrieden „…genau das hat mir gefehlt..!
Ich schmunzle nur zustimmend, denn auch ich kann diesen „geliehenen Frühling“nun sehr genießen.

Heute sind wir eigentlich mit leichtem Gepäck unterwegs, Schwerpunkt bildetdabei wie meist die Fotoausrüstung mit dem neuen Tele und dem Stativ. Letzteres braucht man ja ohnehin immer nur dann, wenn man es mal gerade nicht dabei hat!
Ich sehe das jedoch sportlich: Jedes Kilo mehr im Rucksack ist schon jetzt ein prima Training für unser großes Trekking-Abenteuer, das wir für den Juni geplant haben. Und selbst Claudia hat mich deswegen vorhin schon gefragt, ob sie vielleicht heute das Stativ tragen „darf“!

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Wir parken etwas außerhalb von Wyhl, direkt an der Straße zum Rhein. Dort, wo diese in den Wald mündet, liegt links ein kleiner Wanderparkplatz. Direkt am Anfang des tollen Naturlehrpfades, der sich hier durch den Auwald windet. Und der ist nicht nur sehr informativ mit Schildern zur hiesigen Flora und Fauna versehen, sondern zudem auch noch äußerst idyllisch angelegt. Deswegen kommen hier auch die kleinen Racker mal so richtig auf ihre Kosten, denn immer wieder spannen sich abenteuerliche Brücklein über die Altwasser-Arme des nahen Rheins. Vielleicht mag es da für manche Eltern beruhigend wirken, ein paar Ersatz-Klamotten im Auto zu haben, denn die oft ziemlich rutschigen Uferböschungen sind für die Kids doch sehr verlockend!

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Man darf ruhig auch einen kleinen Leinenbeutel dabei haben, um unterwegs etwas Bärlauch zu sammeln. Und wer später am Rhein vielleicht auch gerne noch die Schwäne füttern möchte, der kann ja darin so lange das Brot transportieren. (Davon später mehr!)

Wir folgen dem schmalen Pfad in den Auwald hinein und erreichen schnell den ersten Tümpel. Hier ist heute aber noch nichts zu sehen und wir ziehen weiter. Vielleicht brütet aber in ein paar Tagen hier wieder ein Schwan, dann sollte man die Kinder etwas zurück halten. Und bald lenkt der Naturlehrpfad mit seinen informativen Tafeln die Aufmerksamkeit ohnehin ins Detail:
Jeder kennt die Kätzchen des Haselnuss-Strauches, seine männlichen Blüten. Aber wer hat eigentlich schon mal seine weiblichen Blüten gesehen..? (Siehe Bilder unten!)

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Claudia und ich kennen das schon, müssen aber lange suchen, bis wir endlich die Ersten zum Fotografieren finden. Es ist halt doch noch etwas früh im Jahr! Und dann ist es auch jedesmal eine ziemliche „Zitterpartie“, bis wir endlich ein scharfes Bild im Kasten haben. Die Dinger sind nämlich wirklich so winzig klein, dass sie der (Center!) Autofocus im Nahbereich immer wieder „übersieht“!

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Entlang des ersten Altwassers geht es dann auf sehr idyllischen Pfaden dahin und wer sich leise verhält, der hat vielleicht sogar das Glück, eine Nutria zu sehen! Die Biberratte, wie sie auch genannt wird, ist etwa so groß, wie ein Kaninchen und wird stolze 8 bis 10 Kilogramm schwer! Sie gräbt sich Wohnhöhlen in die Uferböschungen und ist auch gar nicht besonders scheu.

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Besonders auffallend sind in den Rheinauen natürlich die vielen Misteln. Sie finden hier die idealen Lebensbedingungen und sind, meist hoch oben in den Pappeln, auch vor allen Sammlern sicher! Claudia findet aber ein paar junge Exemplare direkt auf Augenhöhe. So können wir uns auch einmal ihre Blüten betrachten, denn sonst sieht man (auf den Wochenmärkten) ja nur immer ihren weißen Beeren.

IMG_0627Bald wird es dann wieder lauter, denn die nahe Straße befahren viele Kieslaster von, und zum Kieswerk. Wenn wir sie überqueren, sollten wir unsere Aufmerksamkeit auch einmal dem unscheinbaren Gedenkstein schenken, der etwas rechts neben Sitzbänken steht: Hier haben im Jahre 1843 insgesamt 358 Bürger der Gemeinden um den Kaiserstuhl ihre alte Heimat verlassen, und haben in Venezuela die inzwischen weithin bekannte  Colonia Tovar gegründet!
Sie sprechen dort auch bis heute noch den kaiserstühler Dialekt und feiern sogar die alemannische Fasnet! Damals war der Rhein natürlich noch nicht begradigt, so dass direkt hier an der heutigen Straßenbrücke, das Personenschiff anlegen konnte.

IMG_0632Wir überqueren die Brücke und schlagen uns dann gleich wieder links in den Auwald, weg von den hier im Akkord fahrenden Kiesbombern. Am Wochenende ist jedoch kein Betrieb im Kieswerk, so dass man den unglaublich mächtigen Maser-Pappeln, unmittelbar an der Straße, dann vielleicht doch etwas mehr Beachtung schenken kann, denn die sind wirklich gigantisch!

Kurz darauf knickt der Naturlehrpfad rechts ab, während der eigentliche Weg geradeaus weiterführt. Wer die Schleife zum Rhein (und die Fütterung der Schwäne) gerne mit einbauen möchte (siehe Googlemap unten!), der muss hier nun geradeaus weitergehen. Er wird dann aber später wieder hierher zurück finden und kann dem Naturlehrpfad trotzdem zu Ende folgen.
Wer mit den Kindern zur Fütterung der Schwäne geht, der wird am Rhein auf eine sehr große Anzahl von ihnen treffen. Die sind es gewohnt, dass sie dort gefüttert werden, weshalb sie auch in derart großer Zahl vertreten sind. Das hat hier einfach schon Tradition.

Eine kurze Anmerkung zu diesem Thema: Immer wieder kommen Meldungen auf, dass man Wasservögel nicht füttern soll. Dieses Zufüttern schadet jedoch nicht direkt den Vögeln, sondern vielmehr der Umwelt. Durch das Füttern werden nämlich gerne noch zusätzliche Tiere angelockt, die durch ihre Kotmenge dann stehende Gewässer (Teiche) schnell zum „Umkippen“ bringen können! Hier am Rhein besteht diese Gefahr jedoch nicht, da Strömung vorhanden ist und es zudem völlig gleichgültig ist, wo diese (ja ohnehin vorhandenen) Vögel nun gerade ins Wasser koten! Eine direkte Gefahr für die Tiere, durch das Verfüttern von (bitte weichem!) Brot, besteht bei Schwänen und Enten eigentlich nicht!

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Noch ein ganz persönlicher Tipp zum Füttern der Schwäne: Die sind hier buchstäblich „rotzfrech“ und holen Euch das Brot notfalls auch aus der Hosentasche. Wer aus der Hand füttert, der sollte daher stets auf die Finger aufpassen und unbedingt auch auf kleinere Kinder achten! Diese kommen in der „Hackordnung“ der Schwäne nämlich gerne unter die Räder!

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Wieder zurück am Naturlehrpfad. Hier beginnt nun der wohl schönste Teil unserer Vorfrühlingsrunde mit den wunderschönen Knüppeldämmen und Brücklein. Zudem beginnt hier nun der Wald auch zu duften und wird saftig grün: So weit das Auge reicht wächst hier nämlich Bärlauch. Aber keine „Angst“, wer jetzt im zeitigen Frühjahr kommt, der wird ihn nur ganz dezent riechen. Später, während seiner Blütezeit kann einen der durchaus penetrante Knoblauchgestank dann schon einmal aus dem Wald treiben. Aber bis dahin dauert es noch einige Wochen!

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Inzwischen ist es angenehm warm geworden, denn wir haben frühlingshafte 15°C! Zum ersten Mal in diesem Jahr ist es beim Wandern richtig „warm“! Wir genießen diesen Ausflug daher auch mit allen Sinnen und freuen uns über die viele Bienen, die an den noch etwas raren Blüten nach Nektar suchen. Aber es hat durchaus schon einige Anemonen, die gelben Blüten des Scharbockskraut, und sogar ein paar wilde Narzissen finden wir. Diese sind viel kleinwüchsiger wie unsere Zuchtformen, aber nicht weniger schön.

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Nun kommen wir natürlich nur noch langsam vorwärts, denn immer wieder kniee ich am Boden, um zu Fotografieren. Und als ich auch noch blühende, weiße Veilchen finde, sind mir die Knie meiner Hose endgültig egal. Claudia schmunzelt bloß, denn wir verstehen uns mal wieder ohne Worte..!

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Irgendwann erreichen wir dann einen breiteren Weg, der kurz darauf auf einen Hochwasserdamm führt. Hier hat man sich ganz besondere Mühe gegeben, um den so sehr gefährdeten Hirschkäfern eine bessere Chance zu geben: Man hat gleich eine ganze Hirschkäfer-Brutburg angelegt! Und warum eigentlich nicht? Schließlich bieten wir Wildbienen doch auch schon längst Nisthilfen an..!

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Der Damm führt uns nun im Uhrzeiger-Sinn zurück, zum Parkplatz mit unserem Auto. Und obwohl wir nur dreieinhalb Stunden unterwegs waren, sind wir so richtig „satt“! Satt von einer Wunderbaren Natur und einem wunderschön angelegten (Spazier-)Weg! Ganz große Klasse!!!

Unser Fazit: Ein wirklich toller Ausflug in den Frühling für die ganze Familie! Hier findet jeder etwas, das ihn anspricht! Für Kinderwagen leider nicht geeignet! (Dann lieber direkt am Rhein parken!) Gesamt-Strecke mit Schwäne-Füttern am Rhein: ca. 6,3 Kilometer, ohne ca. 4,3 Kilometer. Höhenmeter: -keine-, Dauer: je nach Lust und Laune!

Download GPS-Track [urldisplaymode=nomap]



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3 Kommentare »

  • Guido sagt:

    Toller Bericht, so richtig zum Mitgenießen. Nur, 15°C,davon können wir hier oben nur träumen :-)Von Narzissen, Bärlauch, Waldanemonen und co ist noch keine Rede bei den hiesigen Temperaturen.

  • Elke sagt:

    Herrlich, euer Bericht macht Lust auf mehr und das nächste Mal werde ich Brot zum füttern im Rucksack haben, damit ich mal näher an die Flattertiere heran komme 🙂

    Hach ja, so ein par Stunden Frühlngsluft sind schon etwas feines.

    Viele Grüße
    Elke

  • Michael sagt:

    Hallo ihr Beiden,

    Grün, Gelb, welch eine Wohltat nach den Wochen voller Schnee, oder dem Graubraun der winterlichen Natur.
    Und die Temperaturen waren Euch auch noch wohlgesonnen. Ein schöner Bericht, der Hoffnung auf den Frühling macht, der hoffentlich bald kommt.

    Viele Grüße

    Michael