Vom NFH-Feldberg zur Stollenbacher Hütte
7,5 Kilometer mit nur 257 Höhenmeter im Anstieg, aber 518 Höhenmeter im Abstieg. Nachdem wir Feldberg und Toter Mann hinter uns gelassen haben, verlassen wir den Hochschwarzwald nach Westen. Die dritte, und letzte Übernachtung findet in der Stollenbacher Hütte statt.
Es ist unglaublich still, nachts am Feldberg. Auch in dieser Nacht war von draußen kein Laut zu hören gewesen. Um 8.00 Uhr weckt uns der Garmin, ab 8.30 Uhr gibt es im Naturfreundehaus Frühstück. Dieses wird in Buffet-Form als Selbstbedienung dargeboten und läßt bei uns keine Wünsche offen – sogar Gurken, Tomaten und frisches Obst finden sich auf dem Tisch – neben Wurst, Käse, Marmeladen und verschiedenen Brotsorten. Claudia beginnt mit Joghurt, Müsli und Orangensaft.
Der Frühstücksraum füllt sich schnell mit den Haus-Gästen der Schneeschuh-Woche, die wir ja bereits von gestern Abend kennen. Trotzdem bleiben die Unterhaltungen stets angenehm gedämpft. Wir erfahren nebenher, dass eine kleine Gruppe vor hat, mit Schneeschuhen über den Hüttenwasen ins St. Wilhelmer Tal abzusteigen.
„Vielleicht haben wir ja Glück, und treffen uns unterwegs dort noch einmal..?„, hoffen wir beim Abschied von der Gruppe. Auch wir werden heute nämlich über den Hüttenwasen kommen, allerdings von oben, vom Immisberg herunter. Dann verabschieden auch wir uns von Gastgeber Heinz und seinem freundlichen Hütten-Team.
Auch heute genießen wir es wieder, die Schneeschuhe direkt vor der Haustüre anlegen zu können. Dann noch ein letztes freundliches Winken von Heinz, der mit uns hinaus gekommen ist, und wir ziehen los. Die dritte Etappe unserer viertägigen Schneeschuh-Tour hat begonnen!
Zuerst folgen wir nun wieder dem Weg von gestern, vorbei an der Baldenweger Hütte, über den Tännle-Friedhof, hinauf zum Mittelbuck. Heute Morgen sehen wir unsere Spuren von gestern noch sehr deutlich und haben daher keine Probleme, mit dem Orientieren. Auch die Wechte am Kamm des Baldenweger Buck ist aus sicherer Distanz gut zu sehen. Und auch die Reste der kleinen Lawine können wir von hier aus gut erkennen, von deren kürzlichem Abgang uns Heinz gestern Abend noch erzählt hat.
Als er diesbezüglich dann von einem anderen Schneeschuh-Gänger gefragt wird, ob da doch hoffentlich niemand „d’runter“ gekommen sei, antwortet er toternst:
„Frag‘ mich im Frühjahr wieder, dann weiß ich mehr..!“ Reiner Galgenhumor, denn hier nimmt man die Lawinen-Gefahr und die Sicherheit der Gäste mehr, als ernst!
Zügig erreichen wir das Gipfel-Plateau des Mittelbuck und können nun bereits direkt hinüber sehen, zum „Höchsten“. Und wir haben von hier aus auch einen guten Überblick, über die Gipfelwechte. Von Ihr sollte man – unterwegs zum Gipfel – ebenfalls immer einen deutlichen Sicherheits-Abstand einhalten.
Das große Problem bei den Schnee-Wechten im Hochschwarzwald ist, dass die von ihnen ausgehende Lawinen-Gefahr einfach nicht ernst genommen wird. Aus der Distanz sehen sie ja auch wirklich recht harmlos aus und wenn man dann auch noch immer wieder Ski-Tourengeher zwischen ihnen abfahren sieht, dann führt das bei Unwissenden natürlich schnell zu einem Unterschätzen der Gefahr. Lasst Euch von diesem leichtsinnigen Verhalten aber bitte nicht blenden, denn die lokale Bergwacht weiß ein ganz anderes Lied davon zu „singen“!
Im Karten-Auschnitt rechts, dem Faltblatt Wintersport im Naturschutzgebiet Feldberg, sind die Gefahrenbereiche der Wechte am Baldenweger Buck, und der Gipfelwechte des Feldberg unübersehbar deutlich eingezeichnet – nicht umsonst!
Zurück zu unserer Tour: Schon kurz darauf erreichen wir dann den eigentlichen Feldberg-Gipfel und nehmen dort kurz unsere Rucksäcke ab. Währen wir uns umsehen, schenke ich uns einen heißen Tee ein, den wir uns noch im Naturfreundehaus zubereitet haben. Der tut jetzt richtig gut, denn er reißt uns den, durch die kalte Berg-Luft recht trocken gewordenen, Hals wieder wunderbar „auf“.
Aber wir haben nicht die Geduld für eine lange Rast, denn nun liegt ein Abschnitt unserer Tour vor uns, der nur im Winter, und dann auch nur auf Touren-Skiern, oder Schneeschuhen zu begehen ist: Der Westhang des Feldberg-Gipfels.
Auch für uns liegt die letzte Begehung inzwischen schon wieder ein ganzes Jahr zurück, weswegen wir uns auf diesen Abschnitt nun auch ganz besonders freuen.
Claudia hat dann plötzlich richtig „Hummeln im Hintern“ und drängelt vor. Zwischen den Gebäuden der Wetter-, und Fernmelde-Station zieht sie genau nach Westen. Das Schild „Naturschutzgebiet – Durchgang verboten“ darf sie heute getrost ignorieren, denn es gilt ausnahmsweise mal nur für den Sommer. Im Winterfaltblatt ist dieses Gebiet für die Winterbegehung nämlich eindeutig freigegeben!
Anmerkung: Dieser Bereich des Naturschutzgebietes Feldberg ist im Sommer deswegen gesperrt, weil hier keinerlei Wanderwege hindurch führen. Im Naturschutzgebiet gilt aber überall die Wege-Pflicht, das heißt, man darf die Wanderwege nicht verlassen!
Jetzt im Winter ist hingegen alles von einer dicken Schneeschicht geschützt, über die man – entsprechend ausgerüstet – ruhig gehen kann, ohne die Pflanzendecke dabei zu schädigen.
Zügig gehen wir über den dick verharschten Schnee abwärts, denn die MSR greifen unter diesen Bedingungen hervorragend. Einmal aufgesetzt, rutschen sie selbst in diesem steilen Gelände keinen Millimeter!
Das schmale Wäldchen auf halber Höhe umgehen wir links, dann liegt der wohl unbekannteste und unscheinbarste Eintausender des ganzen Schwarzwaldes vor uns, der Immisberg. Obwohl er mit seinen stolzen 1.373m eigentlich einer der höchsten Berge des Schwarzwaldes ist, kennt ihn kaum einer und man muss schon die 50.000er Karte bemühen, um ihn überhaupt zu finden. Das liegt wahrscheinlich einfach an seiner Nähe zum Feldberg, denn die meisten halten ihn ganz einfach für einen „Teil“ von diesem.
Nun geht es über einen waldfreien Hang steil weiter abwärts, zum Hüttenwasen. Und in diesem Bereich erlebe ich dann eine Überraschung: Ich breche nämlich mit dem rechten Schneeschuh plötzlich tief ein, und stürze hangabwärts!
Die Schneeschuhe haben bis dahin im verharschte Schnee auch in den steilen Passage sehr gut gegriffen. Plötzlich trat ich jedoch mit dem rechten Schneeschuh einfach ins „Leere“!
Die Ursache: Ein kleiner Bachlauf führte unter der Schneedecke „warmes“ Quellwasser, das hier auch im Winter mit einer Temperatur von (plus) 4 – 8°C aus dem Boden kommt. Die Wärme-Abgabe dieses Wassers höhlt nun den Schnee unter der verharschten Schneedecke langsam aus, bis über dem Rinnsal ein großer Hohlraum, mit einer nur noch ganz dünnen Schnee-Brücke besteht. Und genau auf eine solche bin ich getreten – und dann natürlich auch gleich bis zum Oberschenkel eingebrochen.
Nun, Gott sei Dank ist aber außer einem kräftigen Schreck nichts passiert, ich bin noch nicht einmal nass geworden. Das Erlebnis zeigt jedoch einmal mehr, dass man sich im Winter draußen im Schwarzwald, doch lieber niemals zu sicher sein sollte!
Dann ziehen wir über den rechten Rand des Hüttenwasen weiter aufwärts, zum Waldrand am Toten Mann. Sein Gipfel verbirgt sich etwas im Wald, kurz bevor man oben wieder die freien Hochweiden erreicht.
Dieser Pfad ist nun wieder recht angenehm zu gehen, denn der Schnee wurde von unzähligen Ski-Tourengehern verdichtet, die hier durch das Wäldchen abfahren. Oben angekommen, hat man dann einen freien Blick hinüber, nach Hofsgrund, auf den Schauinsland und die Holzschläger Matte. Man übersieht aber auch die ganze Rheinebene, bis hinüber zu den Gipfeln der Vogesen.
Jetzt geht es für uns nur noch abwärts und das Tagesziel wäre eigentlich schon zu sehen, würde uns nicht ein kleines Wäldchen die Sicht verdecken. Dieses kleine Wäldchen grenzt unseren Abstieg aber auch von den Ski-Hängen, rechts dahinter ab.
Der Weg hinunter ist schnell geschafft und schon kurz darauf sehen wir rechts zuerst den Skihang mit den Liftanlagen, dann auch die Gebäude der Talstation und die Stollenbacher Hütte. Und auch hier reicht der Schnee wieder bis an unsere Unterkunft heran, so dass wir auch dieses Tagesziel wieder gänzlich auf Schneeschuhen erreichen. (Petrus sei Dank!)
Drinnen erwartet uns bereits Familie Schweizer, die den Stollenbacher Hof seit Jahren führt. Nach einer kurzen Erfrischung beziehen wir unser gemütliches Zimmer und nehmen eine heiße Dusche. Dann genehmigen wir uns zum Abendessen eine badische Spezialität, die auch Schwäbin Claudia begeistert: Wurstsalat mit „Brägele und Bibeleskäs“. Anschließend lassen wir auch hier den Abend wieder gemütlich ausklingen.
Buchungsanfragen:
Tel: 07661 / 4519
Stollenbacher Hütte
anfrage@stollenbacherhuette.de
Preise für die Übernachtung pro Person, 23,50 Euro (inkl. Kurtaxe, inkl. Frühstück, inkl. KONUS)