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Tolle Herbst-Tour in Balderschwang

27 September 2011 Kein Kommentar

Eigentlich wollten wir ja gerne unsere Vogesen-Tour vom letzten Jahr zu Ende bringen, aber Petrus überzeugte uns dann doch davon, das vielleicht lieber zu lassen! Es regnete nämlich schon seit Tagen ununterbrochen..!

Da fiel Claudia plötzlich ein, dass sie ja auch noch einen Gutschein für vier Übernachtungen in Balderschwang besitzt, ein Abschieds-Geschenk ihrer Kollegen in Echterdingen!

Ein kurzer Anruf im Allgäu verheißt freie Zimmer und so tauschen wir kurzentschlossen Schlafsack, großes Gepäck und Zelt, gegen ein warmes, trockenes Doppelzimmer mit Halbpension im Schwabenhof in Balderschwang..!

Es schüttet dann auch am Sonntag (da wollten wir ja eigentlich in den Vogesen starten!) und auch am Montag noch ununterbrochen! Aber unsere Wirtin (ein liebes, bayerisches Unikat!) weiß Rat und empfiehlt uns ein spezielles Schlechtwetter-Programm:
„Geht’s in die Breitachklamm, dort isch’s egal, ob’s regnet oder net..!“

Inzwischen wissen wir auch, wie sie das gemeint hat: Dort kommt nämlich immer genügend Wasser von den Wänden herunter – auch wenn es nicht regnet! Und weil wir aus reiner Solidarität mit den anderen Besuchern unsere Regenhosen ebenfalls im Auto lassen, sind wir dann anschließend auch genauso klatsch-nass wie die! Wie kann man nur so blöd sein..?

Für Dienstag ist dann aber eine Wetter-Änderung angekündigt, die auch tatsächlich eintrifft: Als ich mitten in der Nacht nämlich mal kurz „raus“ muss, schneit es draußen..!

Morgens verspricht dann auch schon ein erster Blick hinauf, eine spannende Wanderung: Die höheren Gipfel sind nämlich weiß gezuckert! Es wird also in dieser Saison wohl unsere erster Besuch im Schnee werden..!
„Nur gut, dass wir jetzt nicht in den Vogesen sind..!“, schmunzelt Claudia dann auch beim Frühstück, während wir noch überlegen, was wir alles in den Rucksack packen.

Aber es soll im Laufe des Tages aufreißen und sogar schön warm werden. Auch unsere Wirtin gibt uns grünes Licht für die geplante Tour, die sie noch am Vorabend mit uns gemeinsam ausgearbeitet hat.

Wir steigen vom Schwabenhof in Balderschwang (1.071m) hinauf, zum Riedbergerhorn (1.787m) und ziehen dann auf dem Grat hinüber, über Grauenstein, Höllritzereck und Bleicherhorn, zur Wilhelmine-Alpe (1.500m). Dort wollen wir dann entscheiden, ob wir auch noch den Siplingerkopf (1.746m) und den Heidenkopf (1.685m) anhängen werden, oder lieber direkt wieder nach Balderschwang absteigen.
Schon der erste Anstieg wird uns also gute 700 Höhenmeter hinaufführen, und damit wohl auch gleich in den Schnee. Aber gut ausgerüstet – wir tragen lange Unterhosen! – und von Frau Kohler ordentlich mit Vesper versorgt, freuen wir uns inzwischen drauf..!

Es geht hier gleich unheimlich steil hinauf und oben, an der Bergstation des Skiliftes, ist Claudia bereits so warm geworden, dass sie die langen Unterhosen gerne ausziehen möchte. Sie hört aber auf mich und lässt sie an, was im Nachhinein gut ist, wie sie mir dann etwas weiter oben bestätigt. Denn je höher wir kommen, umso kälter wird es nun.
An der Bergstation verlaufen wir uns kurz, werden aber schon nach kurzer Strecke von einem Schild darauf aufmerksam gemacht. Zurück also, und schon nach kurzem Suchen hat Claudia dann den richtigen „Weg“ gefunden: Ein schmaler, felsiger Pfad, der zwischen den Bäumen steil aufwärts führt.

Claudia ist völlig fasziniert von der Vegetation, die sich hier so unglaublich von der Gewohnten im Schwarzwald unterscheidet. Silberdisteln, die am Feldberg schon längst verblüht sind, sind hier gerade dabei, aufzublühen und dann sehe ich plötzlich etwas „Blaues“ und Claudia gleichzeitig vor Ehrfurcht erstarren: Blauer, kurzstieliger Enzian..! Den haben wir bisher überhaupt noch nie „wild“ gesehen und derartig spät im Jahr haben wir auch überhaupt nicht mehr mit ihm gerechnet.

Umso erfreuter sind wir nun über diese „Begegnung“ und können ja nicht ahnen, was da heute noch so alles hinterher kommen wird: Wir werden später nämlich auch noch den langstieligen Enzian (von dem wir bis dahin überhaupt nicht gewusst haben, dass es ihn gibt!), sowie auch noch den gefransten Enzian finden, den wir bereits von der Schwäbischen Alb her kennen. Was für ein Tag..!

Aber hier heißt es nun auch ständig aufpassen: Der lehmige Boden ist völlig durchgeweicht und zudem vom Alm-Abtrieb (Viehscheid) – vor wenigen Tagen – unglaublich schmierig. Wir sind gottfroh, unsere Wanderstöcke dabei zu haben! Schon mehrfach haben sie uns inzwischen vor Stürzen bewahrt!

Dann erreichen wir die Schneegrenze! Inzwischen ist es auch merklich kälter geworden und Claudia bedankt sich bei mir dafür, dass ich sie weiter unten daran gehindert habe, ihre lange Unterhosen auszuziehen! Nun kann sie diese gut brauchen, denn es hat nur noch wenige Grade über Null. Für einen Augenblick überlege ich sogar, ob ich die dünnen Fleece-Handschuhe und die Mütze aus dem Rucksack holen soll..!
Aber bevor ich den Gedanken noch zu Ende denken kann, zieht Claudia schon an mir vorbei und aufwärts. Ich folge ihr und der steile, rutschige Hang sorgt dann auch bald seinerseits für einen ausgewogenen Wärmehaushalt. Trotzdem halten wir bald wieder an, um unsere Sonnengläser aus den Rucksäcken zu holen. Inzwischen herrscht über uns nämlich ein sehr unangenehmes, gleißendes Licht! Anscheinend haben wir nur noch eine ganz dünne Wolkendecke zwischen uns und der Sonne.

Claudia wirft einen prüfenden Blick hinauf: „Ob wir es wohl schaffen werden..?“, fragt sie dann und äußert damit eigentlich auch meine Hoffnung, weiter oben vielleicht völlig durch die Wolken hindurch zu stoßen.

Ich zucke nur mit den Schultern und entgegne ihr statt dessen: „Menschen..!“
„Was..? Wo..?“, fragt sie zurück.
„Dort oben.., am Gipfelkreuz..!“, zeige ich ihr mit dem Kinn. Das hat sich nämlich soeben aus dem Nebel geschält und wir sehen dort nun schemenhaft zwei andere Wanderer, die es wohl gerade von der anderen Seite erreicht haben.

Nur wenige Minuten später stehen wir ebenfalls oben und werden von dem jungen Pärchen freundlich begrüßt. Wir haben nun bereits den höchsten Punkt unserer heutigen Tour erreicht und Claudia besteht erst mal auf ihren Gipfel-Kuss – Riedbergerhorn (1.787m).

Von hier aus hat man bei klarem Wetter eine phantastische Fernsicht, während wir heute leider schon nach dem Weiterweg suchen müssen: Im Nebel nicht immer ganz einfach und leider sind wir nun auch doch nicht mehr völlig durch die Wolken hindurch gestoßen.
„Es reißt aber ganz bestimmt noch auf..!“, meint der junge Mann dann irgendwann, als er meine prüfenden Blicke nach oben wahrnimmt. Ein Einheimischer, der das Wetter hier wohl genauer zu kennen scheint. Er sollte Recht behalten..!

Als sie sich verabschieden, ziehen wir ebenfalls gleich ohne Pause weiter, denn ohne Bewegung kriecht uns hier oben fühlbar die Kälte in die Kleidung.
Ein schmaler Kamm führt von hier aus über einen Sattel abwärts, in Richtung Grauenstein-Gipfel. Hier scheint es nun wohl auch etwas „wärmer“ zu werden, denn nur wenige Meter tiefer wird der Schnee rasch weniger. Sogar einzelne, blühende Glockenblumen sind hier schon wieder zu sehen. Nun geht es überwiegend in leichtem Auf und Ab dahin. Der Pfad hält in diesem Bereich nun überwiegend seine Höhe und führt uns – über einen kurzweiligen Kamm – von Sattel zu Sattel. Über den Grauenstein (1.640m) erreichen wir den Dreifahnenkopf (1.628m) und als wir uns umdrehen, bietet sich uns ein phantastischen Blick zurück, auf den Weg, über den wir gekommen sind! Wir sehen sogar bis hinüber, zum Riedbergerhorn.

Als sich der Weg hinter dem Dreifahnenkopf-Gipfel dann wieder neigt, bleiben wir ebenfalls noch einmal wie angewurzelt stehen: Nun genießen wir nämlich einen genauso phantastischen Ausblick nach vorne, auf den vor uns liegenden Anstieg zum Höllritzereck (1.669m). Da haben wir dann aber auch noch so einiges vor uns, denn zuerst geht es nun erst mal steil zu einem Sattel hinunter, bevor der Pfad dann wieder zum Gipfel hinauf führt. Claudia zieht sogar einmal kurz die Luft zwischen den Zähnen ein, dann hat sie Ihre Höhenangst aber sofort wieder im Griff..!

Der Pfad vor uns senkt sich nun aber erst mal richtig steil hinunter und führt uns – in engen Serpentinen – abwärts. Da er jedoch überwiegend im Wald verläuft, stellt er für Claudia kein Problem dar. Eher schon der Aufstieg drüben, am Höllritzereck. Denn der verläuft auf seiner rechten Seite nun ziemlich frei und bietet uns so auch wunderbare Tiefblicke – was nicht unbedingt Claudia’s Spezialität ist..! Ich muss sie jedoch loben, denn sie hat Ihr Problem – auch während dieses Aufstieges – wirklich vorbildlich im Griff und kann sogar die Aussicht genießen!

Wir erreichen oben das Gipfelkreuz und sehen gleich hinüber, zum Bleicherhorn: Ebenfalls 1.669m hoch, genau wie das Höllritzereck, liegt es Luftlinie nur einen knappen Kilometer entfernt. Von dort aus ist es dann auch nur noch ein Katzensprung, hinüber, zur Wilhelmine-Alpe, wo wir gerne rasten wollen.

Das gibt uns neuen Auftrieb und wir ziehen wieder zügig voran. Am Bleicherhorn begegnen uns erst zum zweiten Mal andere Wanderer, die jedoch wortlos an uns vorüber ziehen – auch recht..!
Den nun vor uns liegenden Abstieg überwinden wir voller Vorfreude auf eine Einkehr, denn wir können die Alpe inzwischen sehen und erkennen dort auch Leute.

Unten angekommen müssen wir dann aber leider feststellen, dass die Alpe doch geschlossen hat. Allerdings stehen zwei Kästen (Bier und verschiedene Limonaden) im eiskalten Quellwasser eines Brunnens, und eine Preisliste bittet darum, das entsprechende Geld in eine Geldkassette zu legen. Ich hole uns zwei Limos und wechsle das Geld in der Kasse, in der sich inzwischen ordentlich etwas angesammelt hat. Dann setzen wir uns an einen Tisch und vespern unsere Landjäger mit den Brötchen vom Morgen.

Hier müssen wir uns nun auch entscheiden, ob wir noch zum Sipplinerkopf aufsteigen, oder lieber direkt nach Balderschwang absteigen. Genauer: Claudia muss sich entscheiden, ob sie sich den vor uns liegenden Aufstieg noch zutraut, oder nicht! Der Weg ist nun nämlich nicht mehr – wie bisher – dünn gestrichelt in die Karte eingezeichnet, sondern fein gepunktet, und das bedeutet laut Legende: Weg mit alpinen Gefahren! Zudem ist er auf dem Wegweiser auch nicht mehr rot, sondern blau markiert.

Claudia ist kurz etwas verunsichert, denn der vor uns liegende Aufstieg ist ziemlich steil und führt – erstmals und sehr schmal – durch reinen Fels. Von unserem Pausenplatz aus können wir den Weg sogar ein Stück weit verfolgen. Sie ist jedoch mutig und möchte ganz gerne weiter aufsteigen, was ich wirklich bewundere. Aber sie hat auch den nötigen Respekt vor dem, was nun auf uns zukommt und ich verspreche ihr, sofort mit ihr umzudrehen, wenn sie sich dazu entschließen sollte!

Nun, sie hat den Aufstieg zum Siplingerkopf aber tatsächlich gepackt und wollte danach sogar auch noch zum Heidenkopf weitergehen. Diese Wege waren dann aber so ausgesetzt und schmierig, dass wir uns – auf mein Drängen hin(!) – dazu entschlossen haben, lieber abzubrechen!
Schade, aber so können wir wiederkommen! Und diese Berg-Tour ist wirklich so phantastisch, dass wir sie unbedingt noch einmal wiederholen möchten. Dann nämlich, wenn es trocken ist..!

Auf dem Weg hinunter, zur Spicherhalde-Alpe gab es dann aber trotzdem noch mal ein paar wunderschöne Passagen, die Claudia – nun ohne jeden Zwang – so richtig genießen konnte. Und da ich vorher auch keine Fotos mehr schießen wollte, um mich völlig auf sie konzentrieren zu können, holte ich das nun einfach nach!

Hier nun auch noch die Fotos, der restlichen Enzian-Arten. Wann findet man schon mal drei verschiedene Sorten an einem Tag..?

Fazit unserer ersten Bergtour im Allgäu: Traumhaft schön!

15,4 Kilometer mit 1155 Höhenmeter(!) im An-, und auch wieder im Abstieg (da Rundwanderung!). Dauer:  ca. 8,5 Std. (mit vielen Foto-Stopps!)
Achtung: Für diese Tour muss eine gewisse Grundkondition zwingend vorhanden sein! Unbedingt auch an Wetterkleidung, so wie an genügend Getränke und Vesper für unterwegs denken!

Download GPS-Track[urldisplaymode=nomap]



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