Praxistest Fernglas „Eden XP 10×42“
Manchmal muss man einfach auch etwas Glück haben: Wir hatten gerade beschlossen, eine Geschichte über Kreuzottern im Hochschwarzwald zu machen, da kam per Email das Angebot der Kato-Group, doch ihr Fernglas Eden XP 10×42 zu testen. Und ein gutes Fernglas war eigentlich genau das, was uns zur Umsetzung unserer Idee noch fehlte. So konnten wir aus unserer Sicht also sogar gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen!
Sowohl in Menzenschwand, als auch in Titisee-Neustadt gibt es noch eine relativ große Population von Kreuzottern. Allerdings sind die Tiere unglaublich scheu und wer zum ersten Mal auf der Suche nach ihnen ist, weiß eigentlich gar nicht so recht, worauf er überhaupt achten soll.
Wir begannen also bei normalen „Spaziergängen“, auf mittlere Distanz (etwa 5m), vom Weg aus zu suchen. Ohne jeden Erfolg. Dann – durch einen reinen Zufall – sah ich abends (nach Sonnenuntergang) irgendwann eines der superscheuen Tiere (in etwa 10m Entfernung) verschwinden. Dabei bemerkte man eigentlich überhaupt keine Bewegung. Der Körper der Kreuzotter „floss“ einfach ganz elegant vom warmen Stein herunter, ins Gras und war dann verschwunden.
Wir wußten nun also, dass wir uns: a) noch viel vorsichtiger bewegen, und b) bereits auf eine deutlich größere Distanz suchen müssen, um etwas zu finden. Eine perfekte Aufgabe also für unser Eden XP 10×42! Nun konnten wir natürlich kaum mehr erwarten, das Fernglas endlich in die Hände zu bekommen!
Schon beim Auspacken des Eden XP 10×42 bemerkt man sofort, dass sich das Glas recht hochwertig anfühlt. Es ist vollständig Gummi-armiert und liegt mir spontan super in der Hand. Ganz anders, als damals unsere ollen DF’s bei der Bundeswehr, während der 80er Jahre. Auch Claudia ist sofort vom neuen Fernglas angetan. Und sie kann sogar meine Vorgaben zur exakten Fokussierung sofort umsetzen, obwohl sie das vorher noch gar nie gemacht hat.
Das Eden ist hervorragend verarbeitet und sehr gut ausgestattet und die durch Verdrehen einstellbaren Augenmuscheln aus Gummi erlauben sogar die Benutzung mit Brille, was gerade bei unterschiedlicher Dioptrienzahl verschiedener Nutzer (Rainer und Claudia) von Vorteil ist.
Schon bei der Feinfokussierung fällt mir aber auf, daß einen die Schärfe des Glases buchstäblich „anspringt“: Schon das Verdrehen des Fokussierrades um nur wenige Millimeter reicht völlig aus, um den Fokus von der Ferne in den Vordergrund zu holen!
Daran muss man sich zwar erst mal etwas gewöhnen, empfindet es dann aber sehr schnell als angenehm! So konnten wir den ersten Praxistest dann natürlich auch kaum erwarten. Wenn es hier oben tatsächlich noch Kreuzottern gibt, mit dem Eden XP 10×42 würden wir sie nun ganz sicher finden!
Es kam aber so, wie es wohl kommen musste: Ein Tiefdruckgebiet brachte Regen und Kälte. Es schüttete wirklich tagelang und ganz speziell natürlich immer dann, wenn Claudia eigentlich „frei“ gehabt hätte und wir eine Exkursion geplant haben! Die Temperaturen fielen im Hochschwarzwald dann irgendwann sogar unter 10°C, und unter diesen Bedingungen braucht man natürlich nicht mehr nach Kreuzottern zu suchen! Nur um überhaupt noch mal „raus“ zu kommen, und natürlich auch um das neue Fernglas endlich auszuprobieren, machten wir trotzdem noch ein paar Ausflüge.
Das ging dann fast 5 Wochen so, Petrus schien sich wirklich gegen uns verschworen zu haben! daher nutzte ich die Zeit, um Claudia etwas im Umgang mit dem Eden XP und seiner Fokussierung zu trainieren. Und die hatte das bald super drauf: Augenabstand einstellen, rechtes Auge schließen und mit dem linken Auge ein Objekt in einiger Entfernung fokussieren, mit dem Fokkussierrad scharfstellen. Dann das linke Auge schließen und das rechte Okular über die Okulareinstellung scharf stellen – fertig!
Wer diese Prozedur nur einmal richtig durchführt, der wird mit dem Eden XP 10×42 ganz sicher viel Freude haben! Das Bildfeld ist selbst in der Dämmerung noch brillant hell (wir haben noch bei fortgeschrittener Dämmerung am Feldberg Gämsen beobachtet!), und die Fokussierung geschieht immer blitzschnell. Doch, dieses Glas hätte ich mir wirklich früher, als Fallschirmjäger-Zugführer bei der Bundeswehr gewünscht!
Dann kam das nächste Wochenende auf uns zu und ein Hochdruck-Gebiet versprach endlich mal wieder Wärme und Sonnenschein – bestes Kreuzotterwetter also!
Gegen halb Elf erreichen wir das Reptillien-Revier und ich stattete mich mit Glas und Kamera aus. Die Canon 600D bestücke ich gleich mit den 250er Telezoom. So ziehen wir los und gehen – trotz Wanderstiefel – buchstäblich auf „Zehenspitzen“. Die Reptillien spüren natürlich jede noch so leichte Bodenerschütterung und sind dann sofort verschwunden! Claudia hält sich immer dicht hinter mir.
Eine gute Stunde vergeht. Nach drei vorsichtigen Schritten bleibe ich dann jedesmal wieder stehen, und suche die Buschgrenze vor uns mit dem Eden XP ab. Dann wieder drei vorsichtige Schritte, usw.
„Mensch..!“ flüstert Claudia irgendwann. „Bei dem Wetter müssen die doch einfach raus kommen um sich zu sonnen..!“
Obwohl sie natürlich ebenfalls weiß, dass Schlangen nichts hören, fällt auch sie immer wieder mal ganz automatisch in dieses Verhaltensmuster. Erst als sie mich schmunzeln hört, lacht sie dann ebenfalls laut über ihr Tuscheln.
Und dann versteife ich mich plötzlich so abrupt, dass es Claudia hinter mir spüren kann. Auf etwa 10m Distanz sehe ich nämlich den Leib einer großen Kreuzotter unter einer Wurzel liegen. Gut geschützt sonnt sie sich dort.
Claudia vermag mit bloßem Auge noch nichts zu erkennen, da die Schlange mit ihrer graubraunen Grundfarbe super getarnt ist. Erst als ich ihr vorsichtig das Fernglas reiche, kann sie sie ebenfalls sehen. Unser erstes Erfolgserlebnis!
Nun überlasse ich ihr das Glas, bitte sie aber, doch erst mal stehen zu bleiben. Dann nähere ich mich der Schlange ganz langsam und vorsichtig. Auf etwa 2 Meter Distanz kann ich sie dann formatfüllend fotografieren (Bild oben!) und begnüge mich damit. Ich möchte diese scheue Rarität nicht bedrängen. Leider befindet sich ihr Kopf unter der Wurzel und ist daher nicht zu sehen.
Hier seht Ihr, wie gut sich die Tiere Tarnen. Die große Kreuzotter liegt in der Bildmitte, unter dem Ast. Ohne das 10×42 Eden-Fernglas hätte ich sie auf diese Distanz wohl kaum gesehen! Vor allem auch deswegen nicht, weil unser Auge überhaupt noch nicht darauf „geschult“ ist, sie zu erkennen!
Nun kommt auch Claudia ganz vorsichtig näher, um die Schlange wenigstens einmal ohne Fernglas betrachten zu können und wir sind natürlich beide so richtig happy: Was für eine Erfolg! Was für ein tolles Erlebnis!
Dann ziehen wir uns wieder genauso vorsichtig zurück, wie wir zur Schlange vorgedrungen sind. Und als wir wieder in sicherer Distanz zu ihr sind, zeigt mir ein letzter Blick durch das Eden-Fernglas, dass sie dort immer noch völlig unbewegt in der Sonne liegt. Genau das wollten wir erreichen: Ein schönes Foto von ihr bekommen, ohne sie dabei zu stören..!
Irgendwie ist bei mir nach diesem Erfolgserlebnis nun aber die Luft raus. Wir haben gesehen, was wir sehen wollten und aus unserer (ganz normalen Wanderer-)Sicht haben wir damit wohl auch das fast Unmögliche erreicht: Wieviele Wanderer suchen und finden schon ganz gezielt eine Kreuzotter, um sie zu fotografieren?
Nur etwas „halblebig“ suche ich daher nun noch nach weiteren Schlangen und als ich mich wieder einmal nach vorne drehe, und das Fernglas absetze, erstarre ich im wahrsten Sinne des Wortes: Direkt vor mir, keinen ganzen Meter von mir entfernt, liegt eine große, schwarze Kreuzotter mitten auf dem Weg, den Kopf hoch aufgerichtet. Beide schauen wir uns für einen Augenblick direkt in die Augen und sind dabei wohl auch beide gleichermaßen erschrocken. Und auch Claudia (hinter mir) hat die Schlange inzwischen bemerkt.
Um die Spannung etwas aus der Situation zu nehmen, gehe ich erst mal ganz sachte zwei Schritte zurück. Auch die „Höllenotter“ – so werden die schwarzen Kreuzottern genannt – lässt ihren Kopf darauf hin wieder nach vorne sinken und entspannt sich sichtlich. Züngelnd dreht sie sich zur Seite und kriecht suchend weiter, als ob wir überhaupt nicht da wären.
Dieses Exemplar hat sich auch nicht gesonnt, sondern schien von uns eher auf der Jagd überrascht worden zu sein. Der Länge nach liegt es vor mir und wirkte damit noch um einiges beeindruckender, wie das Erste. Es ist ein großes Männchen (ebenfalls gute 70cm lang), wie mir der schlankere Körper und der deutlich spitzer zulaufende Schwanz zeigen. Dieser ist bei den Weibchen deutlich stumpfer.
Wir lassen sie ziehen und folgen ihr nur sehr vorsichtig, im Abstand von etwa 5 Metern. Das stärt sie ganz offensichtlich überhaupt nicht und gibt mir mit dem Tele die Gelegenheit, nochmal ein paar tolle Aufnahmen von ihr zu machen.
Irgendwann gibt mir das Gelände dann aber die Gelegenheit, sie in einem großen Bogen zu umgehen, und noch einmal von vorne auf sie zu warten. Und sie kommt! Ganz langsam, immer noch deutlich suchend, kriecht sie auf mich zu und passiert mich in nur etwa 2 Metern Entfernung. So kann ich insgesamt 140 Fotos von ihr schießen und bin darüber natürlich absolut aus dem Häuschen. Unglaublich zufrieden und absolut Kreuzotter-satt, ziehen wir daher nun auch zu unserem Auto, um zu Hause die geschossenen Fotos zu sichten. Was für ein unglaublicher Tag..!
Hier nun noch ein paar weitere Infos zum Eden XP 10×42
Technische Daten:
Dachkantprismen-Fernglas
Objektivdurchmesser: 42mm
Vergrößerung: 10fach
Sehfeld: 6,5° (114m auf 1.000m Abstand)
Naheinstellgrenze: 1,2m
Gewicht: 650g
Garantie: 25 Jahre(!) auf Material und Konstruktionsfehler
Lieferumfang:
Fernglas
Objektiv und Okularschutzklappen
Trageriemen
Tragetasche
Putztuch
Zu beziehen, weitere Infos unter: Kato-Deutschland GmbH / Eden-Webshops
Hallo Rainer,hallo Claudia
Tolle Sache,klasse Bilder von den Kreuzottern….. und ich muss dir voll Recht geben Rainer,die DF`s in den 80ern waren wirklich,vorsichtig ausgedrückt,nicht wirklich gut.Zum Scharfschützen-Lehrgang nahm ich immer mein eigenes Glas mit,das hatte zwar keine“Stricheinteilung“ aber man sah wenigstens was,vor allem in der Dämmerung.Bei den Temperaturen im Moment denk ich schon wieder an eure tollen Schneeschuhtouren voriges Jahr…..Möchte aber schon nochmal in die Berge diesen Herbst.
Freu mich schon auf eure nächsten Beiträge….
Liebe Grüsse
Volker Reiff
Noch was zum Fernglas,also das hört sich ja richtig gut an.Der Preis ist zwar nicht gerade super niedrig,aber im Vergleich zu Steiner,Zeiss und Swarovski Gläsern echt okay.Wenn die Randschärfe stimmt und das Handling, evtl. auch mit Handschuhen, okay ist,dann ist das ein Superglas.Werde mich mal umschauen wo ich eins ausprobieren kann…..
Volker
Das Fernglas kommt noch mal groß raus! Denn auch der Wanderblog „WandernBonn“ von Angelica Hocke beschäftigt sich in einem neuen Beitrag mit genau diesem Glas. Muß ja ein echtes Spitzenteil sein! Mir persönlich reicht der Blick durch das Kameraobjektiv. Außerdem trage ich noch so ein kleines Fernglas von Luger im Rucksack spazieren (ohne es zu benutzen);-)
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