Kammwanderung um den „Kaiserstuhl“
Auf diese Tour haben wir uns richtig gefreut! Gleichzeitig flößte sie uns aber auch Respekt ein, denn wir hatten sie schon einmal unterschätzt – im letzten Frühjahr!
17 Km, mit „schlappen“ 500 Höhenmetern – das müsste doch ein Klacks sein, möchte man meinen. Ja, eigentlich schon, aber eben nicht am Kaiserstuhl! Diese Kraterumrundung, auf dem „Kammweg“ hat es nämlich so richtig in sich..!
Wir haben natürlich aus den Fehlern vom letzten Jahr gelernt und parken unser Auto diesmal lieber gleich außerhalb von Oberrotweil, am Beginn des Weinlehrpfades (Friedhofs-Kapelle mit Parkplatz). Hier wird unsere Rundwanderung später enden und wir brauchen dann nicht mehr in das Städtchen hinein laufen, um das Auto zu erreichen. (Das Unbequeme immer zuerst..!) Diesmal werden wir die Tour zudem im Gegen-Uhrzeiger-Sinn angehen und nicht, wie im Wanderführer (Rother, Schwarzwald Süd) beschrieben, rechts herum.
Daher gehen wir den geteerten Weinweg ein paar Meter bergauf und halten uns dann rechts. An der ersten Serpentine verlassen wir ihn aber gleich wieder, ebenerdig und gerade aus. Nun wandeln wir, oberhalb von Oberrotweil, immer in Richtung „Schwimmbad“. Wir können es fast nicht glauben, aber hier wachsen doch tatsächlich wilde Agaven neben Feigenkakteen! Bald zieht der Weg dann wieder hinunter und wir streifen noch die letzten Häuser, bevor wir die Straße nach Oberbergen überqueren.
Nun geht es erneut steil bergauf, immer in Richtung Neunlinden-Turm. Der geteerte Fahrweg wird rasch zum Wanderpfad und führt im Wald durch einen typischen Hohlweg. An der ersten Wege-Spinne trinken wir einige Schlucke Tee und trotten dann rechts hinauf. (Nicht ebenerdig gerade aus, in Richtung Vogelsang, gehen!) Der Weg wird bald zum Trampelpfad und erreicht nach einer Wege-Spinne, den Neunlinden-Turm am Totenkopf. Wir verkneifen uns die Turmbesteigung für heute und verzichten damit auf eine tolle Aussicht, aber da oben wäre ohnehin kein Platz mehr für uns gewesen!
Ganze Trauben von Wanderern rasten hier lautstark, über die einzelnen Bänke und Tische verteilt. Den wunderschönen Schwalbenschwanz, der direkt zwischen ihnen auf der Wiese sitzt, bemerkt aber ganz offensichtlich niemand und als es ihm zu viel wird, ziehen auch wir weiter.
Inmitten einer akademischen Wandergruppe, quasi „zwangs-eingereiht“, lassen wir uns die teilweise steilen, schmalen Pfade hinunter schieben und werden nebenher von angeregten Diskussionen über die neuen „Doktorranden“ berieselt. Es geht nun in Richtung Vogelsang-Pass.
Irgendwie gelingt es uns dann, den Akademikern zu entkommen – immerhin sind sie an der frischen Luft.
Auch wenn man hier heute nie wirklich ganz alleine ist, kommen wir nun sogar wieder dazu, noch einige Fotos zu schießen. Und als auf den Stamm, eines gefällten Baumes, in großen, roten Buchstaben GUT RAINER gesprüht ist, hat Claudia ihr Thema für heute gefunden, denn ich werde es bis zum Auto noch oft genug hören: „Guuut Rainer..!“
Dann erreichen wir den Parkplatz am Vogelsang-Pass, dem Eingang in den eigentlichen Vulkankrater und bekannter Ausgangspunkt mehrerer, schöner Touren. Und das Chaos geht weiter: „Catch-as-catch-can“, um die letzten, raren Parkplätze! Wir müssen kurz anhalten, weil ich einen Stein im Schuh habe und so erleben wir diesen Alptraum nun ganz hautnah. Nein, so haben wir den Kaiserstuhl wirklich noch nie erlebt!
Nach dem Überqueren der Straße, zieht der Kammweg wieder bergauf. Hier herrscht nun überwiegend „Gegenverkehr“ und wir vermuten, dass die meisten Wanderer hier wohl wohl vom Katharinen-Berg (Kapelle), am Nordrand des Kaiserstuhl-Kraters, kommen. Auf der Anhöhe, nach der Eichelspitze (Aussichtsturm), wird es dann aber merklich ruhiger. Die Meisten gehen wohl doch über den Badberg, so dass wir jetzt nur noch den ganz „normalen“ Wanderverkehr um uns herum haben. Aber wir können den Massenauflauf ja verstehen: es ist ein wunderschöner, warmer Frühlingstag und dazu auch noch ein Sonntag! Blauer Himmel und Sonnenschein und während bei uns oben, im Hochschwarzwald, gerade noch die letzten Schneereste tauen, wandern wir hier, heute schon im T-Shirt!
Zunehmend kommen uns dann plötzlich Wanderer mit Eiswaffeln entgegen und am Parkplatz, nach der Straße nach Schelingen, erreichen auch wir endlich den italienischen Eiswagen: „Zwei Stracciatella mit Mango, bitte!“
Anschließend zieht der Weg hinauf, zum Katharinen-Berg. Hier blühen teilweise so viele Schlehenbüsche, dass einen ihre dichte, weiße Blütenpracht in der Sonne, richtiggehend blendet! Einfach nur wunderschön!
Oben, an der Katharinen-Kapelle herrscht dann wieder das ganz normale Chaos! Ein Kiosk bietet eiskalte Getränke und Sitzgelegenheiten an Tischen und Bänken, im Schatten. Auch wir machen noch einmal kurze Rast und kommen dabei mit einem netten Wanderer-Ehepaar ins Gespräch, das wir schon unterwegs einmal getroffen haben. Dann entfliehen wir bunten Treiben aber rasch wieder und wenden uns nun dem Kammweg nach Westen, in Richtung Mondhalde zu. Auf Fotos haben wir hier verzichtet, es wären wohl ohnehin nur „Gruppen-Aufnahmen“ geworden!
Schlagartig herrscht hier wieder Ruhe und wir haben den wunderschönen Wanderpfad nun sogar fast für uns alleine! Eine herrliche Stille umgibt uns hier plötzlich und man hört nur noch die Vögel singen. Nur wenn man hinüber schaut, zum Badberg, kann man noch die Unmengen von Wanderern sehen!
Hier gilt es nun zwei unglaublich steile Bergab-Passagen zu bewältigen, die ich selbst (auch bei Trockenheit!) nicht ohne Wanderstöcke machen möchte! Und schon gar nicht Bergauf!!! (Einer, unserer Gründe, die Tour diesmal im Gegen-Uhrzeiger-Sinn zu machen!)
Vorbei an der Jungviehweide, erreichen wir die Staffelberg–Hütte, kurz vor der Mondhalde. Gleich zwei Besen hängen vor dem Eingang und die Hütte ist tatsächlich auch picobello sauber! Claudia angelt sich das Hüttenbuch mit Stift herunter (ist in einem Kästchen, auf einem Balken unter dem Dach) und trägt ein: Rainer & Claudia waren hier…
Über die Mondhalde kommen wir dann zum Aussichts-Pavillon, am Parkplatz und setzen uns noch ein letztes Mal in die Sonne. Der Blick verliert sich jedoch bald im Dunst, über dem Rhein.
Dann setzen wir zum Endspurt an und folgen dem Fahrweg, hinab, zu unserem Auto. Schön, dass wir nun nicht mehr ganz nach Oberrotweil hinein laufen müssen..!
Unser Fazit: Bitte nicht von den beschriebenen „Menschenmassen“ abschrecken lassen. Wir haben nicht bedacht, dass es der erste, wirklich warme Sonntag dieses Frühjahrs war. Klar, dass die alle den gleichen Gedanken hatten, wie wir..!
Ganz alleine ist man hier natürlich nie, aber sonst ist es doch bedeutend ruhiger!
Die Tour: Wirklich eine ganz tolle und oft unterschätzte Kammwanderung, um den ganzen Kaiserstuhl-Krater herum. Die 500 Höhenmeter gehen dabei ordentlich in die „Knochen“, da es kaum ebene Passagen, zum Erholen gibt! Also unbedingt Zeit lassen! Wir benötigten mit allen Pausen und den vielen Foto-Stopps, insgesamt ganze 8,0 Stunden!
Wer die Tour im Gegen-Uhrzeiger-Sinn macht, tut sich deutlich leichter! Unbedingt auch an ausreichend Getränke und Vesper (Unterzuckerung!) denken: Claudia und ich verbrauchten (zusammen) 2,5 Liter Tee und der Kiosk am Katharinenberg hat nicht immer geöffnet!
Unbedingt auch wetterfeste Kleidung mitnehmen, denn man kann diese Tour, bei einer überraschenden Wetteränderung, kaum abkürzen! Einmal drin, muss man „durch“!
Auch mit einem geländegängigen Kinderwagen (komplett) fast nicht machbar! Rückentrage ist (abhängig vom Gewicht!) sehr, sehr anstrengend! Bitte mit Kindern auf dem Rücken erst gar nicht bei Nässe versuchen, Stürze (durch Wegrutschen) sind da auf den extremen Steilstücken fast unvermeidbar!
Fahrradfahren verboten, NSG! (Bitte, bitte, daran halten!) Hunde bitte unbedingt an der Leine führen! Jetzt, im Frühjahr gibt es viele „Boden-Brüter“, die von Hunden ganz zwangsläufig aufgespürt werden! Außerdem ist gerade auch die Paarungszeit der Smaragdeidechsen!
Lieber Rainer,
wie nicht anders von Dir gewohnt, wieder ein toller Beitrag über den Kaiserstuhl; wie er leibt und wie er lebt. Mal das pralle Leben mit einem Menschenauflauf, mal die vertäumte ruhige Stille des Genießen.
“ Daß heißt Leben,
die Seele laben in Wald und Flur,
den Körpe wandernd stärken,
dem Herzen Gutes tun in freier Luft.
Das Hochgefühl vertiefen,
voll frohen Sinns und Heiterkeit bei gutem Speis und edlem Trank
im Scho? eines gastlichen Hauses.
So zu leben,
heißt lang zu leben. “
Vagabundus
Annerose und Rainer
Hallo ihr beiden,
mit sehr viel Interesse habe ich euren Beitrag gelesen.
Leider erst heute!:-).
Ich habe den Kaiserstuhlpfad von Endingen über die 3 Gipfel bis Ihringen am letzten Samstag gewandert. Und als ich eure ersten Zeilen gelesen hab (man sollte vor dieser Tour Respekt haben) da spürte ich meine ganzen müden und geschundenen Knochen wieder. Es ist hochanspruchsvoll, man soll es nicht glauben. Aber was einem hier die Natur bietet ist einzigartig. Selbst an einem trüben Tag im Januar bei minus Graden. Ich freu mich schon auf den Frühling wenn alles im Kaiserstuhl wieder zum Leben erwacht.
Vieleicht sieht man sich ja mal auf oder im Kaiserstuhl.
Schöner Bericht
Rainer
Hallo Rainer, vielen Dank für Deinen tollen Kommentar! Er zeigt uns wieder einmal, dass unsere „Besucher“ selbst die älteren Berichte noch aufmerksam durchforsten! Derzeit sind wir zwar noch überwiegend auf Schneeschuhen im Hochschwarzwald unterwegs, aber schon in wenigen Wochen stehen die Chancen recht gut, uns auch am Kaiserstuhl wieder über den Weg zu laufen..!
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